Ja, die Überschrift liest sich wie Werbung, aber ich muss dieses tolle Programm für Autoren jetzt endlich mal ausführlich erwähnen. In den letzten Jahren habe ich mein Manuskript auf verschiedenste Weisen fortentwickelt. Angefangen habe ich mit OpenOffice, einer unkomplizierten, leicht zugänglichen Lösung. Textdokument geöffnet, losgeschrieben und alles war gut. Doch mit den Monaten habe ich nicht nur am Manuskript gearbeitet, sondern auch weitere Dokumente erstellt. Eins für die Welt, eins für die Namen, eins mit Todos, eins mit Ideen für den weiteren Geschichtsverlauf. Mittlerweile herrscht zwar eine einigermaßen nachvollziehbare Ordnung in meinen Schreibordnern, doch es gibt insgesamt einfach zu viele Dokumente in zu vielen Unterordnern.
Zwischenzeitlich habe ich mich in die reine Schreibsoftware Q10 verliebt (zum Blogeintrag), die ich liebend gerne im Vollbildmodus verwende, um mich nicht immer vom World Wide Web ablenken zu lassen. Doch hier steht das reine Schreiben im Vordergrund, für Ordnung sorgt die Software nicht. Vor dem NaNoWriMo 2013 habe ich dann mal in Scrivener reingeschnuppert, da ich in einem Schreibforum viel Gutes darüber las. Da ich das Programm für gut befand, nutzte ich dank des erfolgreich absolvierten NaNo eine Aktion und kaufte es. Im Jahr 2014 habe ich weniger geschrieben und mehr überarbeitet. Natürlich hätte ich meine bisherigen Projekte einfach in die Software übertragen können, aber das war mir damals eine zu große Hürde.
Doch jetzt habe ich mich aufgerafft. Aktuell steht der letzte große Überarbeitungsdurchgang vor Version 2.0 an und da ich in den letzten Wochen viele neue Szenen geschrieben habe, habe ich den Überblick verloren. Daher habe ich mich hingesetzt und alle alten Kapitel und Szenen umkopiert (mittlerweile weiß ich auch, dass der Import noch deutlich einfacher geht). Danach musste ich mich zwangsläufig etwas tiefergehend mit Scrivener beschäftigen und war sogleich wieder Feuer und Flamme. Ich werde mich wohl niemals Experte schimpfen können, denn dafür bietet Scrivener zu viele Möglichkeiten und ich habe nur Einblicke in Grundlagen. Dennoch versuche ich mich mal an einer kleinen Zusammenfassung der für mich wichtigsten Features inklusive einem Screenshot (von der Scrivener-Homepage):
Ein Projekt besteht in Scrivener aus einem Manuskript- und aus einem Rechercheteil. In ersteren gehört natürlich der Text. Wie man den strukturiert, ist jedem Autor selbst überlassen. Ich habe Ordner für Kapitel und in jedem Ordner für jede Szene ein einzelnes Textdokument erstellt. Alle angelegten Ordner oder Dokumente können mit Tags versehen werden, wobei man komplett frei ist, wie das geschieht. Ich habe mich entschieden, jedes Kapitel eine Erzählperspektive zuzuweisen, das bietet für mich persönlich die beste Übersicht. Der Status kann ebenfalls festgelegt werden: Ist eine Szene fertig, befindet sie sich noch in der Rohfassung oder muss sie überarbeitet werden? Das sind nur Beispiele, man ist bei der Benennung und Vergabe der Stati völlig frei. Wunderbar ist auch die Pinnwandansicht, bei der man kurze Zusammenfassungen sieht und kinderleicht die Reihenfolge einzelner Kapitel oder Szenen ändern kann. Mindestens ebenso spannend sind die Ausgabemöglichkeiten. Hier kann man anhand verschiedener individualisierbarer Regeln festlegen, wie Szenen und Kapitel getrennt werden, was in möglichen Fuß- und Kopfnoten stehen soll und natürlich auch welches Format der Export haben soll. Ich habe meinen Roman gleich mal als mobi-Datei erstellt und ihn auf meinen Kindle geladen. Es ist schon cool und für das Überarbeiten auch hilfreich, sein eigenes Werk in echtem E-Book-Format zu sehen.
In Zukunft wird mir vor allem der Recherche-Teil Spaß machen und weiterhelfen. Hier werde ich sämtliche meiner Unterlagen einordnen, die aktuell noch in verschiedensten Text- und Office-Dokumenten herumfliegen. Egal ob Texte, Bilder, Videos oder Musik – Scrivener akzeptiert es. So habe ich alle wichtigen Infos (natürlich wird auch meine Weltkarte dazugehören) in einem Scrivener-Projekt. Auf die Bereiche Manuskript und Recherche ist man aber natürlich nicht angewiesen. Man kann auf der Hauptebene nach Belieben neue Ordner erstellen und ihre Icons ändern (um beispielsweise einen Charakter-Ordner mit Steckbriefen zu erstellen). Um auch im Notfall keine Probleme zu bekommen, befinden sich meine Projektdateien in der Dropbox. Zusammen ergibt das eine wunderbar flexible Arbeitsfläche.
Ihr seht: Meine Begeisterung ist groß. Vor allem aber beflügelt sie mein Vorhaben, in absehbarer Zeit mit Version 2.0 fertig zu werden und dann endlich eine neue Welle an Probelesern auf mein deutlich überarbeitetes Manuskript zu hetzen.